Historie
Neubeginn: ausgerechnet mit Bananen
Auch die INTER fängt neu an …
Anfang 1919, der Krieg ist bereits vorbei – das Elend bleibt. Hamburgs Bevölkerung lebt in Not, hungert … Lebensmittel sind noch rationiert. Die politische Situation ist verworren. Der Kaiser hat abgedankt, in Hamburg regiert zunächst ein Arbeiter- und Soldatenrat. Das Leben in der Stadt ist von Normalität noch weit entfernt. Und der Hafen? Liegt beinahe brach. Die Schiffskapazitäten fehlen. Außerdem fehlt es an Feuerung. Und dann kommt die Inflation. Aber das Volk lässt sich nicht unterkriegen. Im Gegenteil. Es brechen Jahre ungezügelter Lebenslust an. Theater, Varieté, Kabarett. Und heiße Jazz-Musik. Auch die Hamburger sind vergnügungssüchtig. Josephine Baker wird zur Ikone der „Goldenen Zwanziger Jahre“. Hamburg entwickelt sich zu einem der weltweit größten Hafenplätze. Und auch die INTER hält mit. Hat die internationalen Handelskontakte wieder aufgenommen. Heißhunger auf frische, süße Früchte? Die INTER liefert sie!
Erster Lichtblick …
Die INTER zieht 1919 in neue Geschäftsräume. Vom Stadtdeich geht es in den nahen Fruchthof. Dort wird die INTER gleichberechtigter Auktionator. Im Folgejahr erhalten Johannes Voß und Walter Stockfleth Prokura. Vier Jahre später, 1925, agieren beide als Geschäftsführer. Und sie beherrschen ihr Metier. An den 300.000 Tonnen frischer Südfrüchte, die 1928 im Hamburger Hafen umgeschlagen werden, hält die INTER einen nicht unbedeutenden Anteil. An der Firmenspitze gibt es immer wieder Veränderungen. 1929 scheidet Walter Stockfleth aus, Johannes Voß wird Gesellschafter. Im Januar 1930 verstirbt Firmengründer J. J. G. Hey, Johannes Voß ist alleiniger Geschäftsführer. Unter seiner tatkräftigen Führung wächst und gedeiht die INTER. 1936 erfolgt die Umwandlung des Unternehmens in eine KG.
Die INTER in der Erfolgsspur
Die INTER importiert Frische: Zitrusfrüchte und Trauben aus Spanien und Italien, Bananen und Tomaten von den Kanaren, Äpfel aus Australien und den USA. Mit dem konstanten Ausbau des Geschäfts wächst auch der Personalbestand. Inzwischen kümmern sich rund 200 Mitarbeiter ums Fruchtgeschäft der INTER. Die Weltwirtschaftskrise 1929 kann dem im Aufschwung befindlichen Unternehmen noch wenig anhaben. Doch die ständig geänderten Devisenbestimmungen machen dem Einfuhrhandel zunehmend zu schaffen. Andererseits kommen ihm die Zuteilungen festgelegter Kontingente teilweise wieder zugute.
Und wie kommen sie nach Hamburg …
… die Bananen zum Beispiel? Zunächst transportiert mit Seglern, später überwiegend mit Dampfern, gelangen Bananen und andere Südfrüchte – da das Eisenbahnnetz noch nicht optimal ausgebaut ist, auch aus Südeuropa – auf dem Seeweg hierher. Seit der Jahrhundertwende sind vermehrt Schiffe mit Kühleinrichtungen auf den Weltmeeren unterwegs. Übrigens: 1912 erreicht zum ersten Mal eine größere Ladung „wohl temperierter“ Bananen den Hamburger Hafen. Und war der erste „Bananendampfer“ um 1903 noch ein Umbau, liegen Kühlschiffe bald auch auf den Helgen deutscher Werften.
Gefahren lauern überall …
Die INTER agiert erfolgreich im Handel mit Äpfeln aus Australien und den USA. Das Geschäft mit frischen Früchten ist aber auch mit Risiken verbunden. Schon auf den Plantagen können Schädigungen durch Ungeziefer oder ungünstige Witterung entstehen, doch besonders während des Überseetransports und bei der Lagerung drohen Gefahren durch Schädlingsbefall, Fäulnis oder Ähnlichem.
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wird auch für den Fruchthandel der Wind rauer. Der Fruchtimport wird stark reduziert, dagegen der Handel mit deutschen Agrarprodukten gefördert. Dennoch werden 1936 in Hamburg rund 10 Mio Kolli Frucht umgeschlagen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ist der Handel mit dem Ausland fast völlig unmöglich. So kommen auch auf die INTER ganz schwere Jahre zu …